Wasserbüffel |
Langsam hatten wir genügend
hochhauslastige Städte gesehen, ein bißchen Natur würde eine
willkommene Abwechslung sein. In der südchinesischen Provinz Guangxi
hofften wir fündig zu werden: bizarre Karstberge, der als malerisch
angepriesene Li River und im Sonnenschein glitzernde Reisfelder waren
uns vom Reiseführer versprochen worden. Da wollten wir hin!
Fahrt nach Süden
Instant-Nudelsuppe |
Die Bahnfahrt von
Chengdu nach Guilin dauerte 26 Stunden. Im „Fast Train“. Und
zwischen diesen beiden eher unbedeutenden Inlandstädten von je nur
um die 5 Mio Einwohner fuhr auch nur ein sehr einfacher Zug: statt
einer Klimaanlage brummten Ventilatoren an den Decken, der
unbeteppichte PVC-Boden lud dazu ein dass man darauf spuckte (selbst
die Inder, die ebenso gern auf den Boden spucken wie die Chinesen,
haben nicht innerhalb der Züge gespuckt), und auf den Betten lagen
anstatt der Kuscheldecken nur so etwas wie ausgewaschene
Frotteehandtücher. Das heiße Wasser, das in allen Zügen kostenlos
verfügbar ist, wurde hier nicht aus einem modernen Durchlauferhitzer
bezogen, sondern aus großen Heißwassertanks, die von Zeit zu Zeit
vom Zugpersonal nachgefüllt wurden. Wir hatten uns, genau wie die Chinesen, Instant-Nudelsuppen auf die Fahrt mitgenommen, aber als wir unsere Suppen
essen wollten war das Wasser gerade nur noch lauwarm.
Ausblick aus dem Zug |
Die Landschaft die
wir aus den Zugfenstern vorbeiziehen sahen wog das alles aber wieder
auf: Bergdörfer, Reisterrassen, ein Fluss mit Anglern, Karstberge,
Wälder und Feldlandschaften zogen vorbei. Hier und da rundete ein
Wasserbüffel oder ein Bauer mit Strohhut, der sein Feld
begutachtete, das Bild ab. Hochhäuser waren selten zu sehen.
Guilin
Die Sonnen- und Mondpagode in Guilin |
Alle Orte, die wir
bisher in China besucht hatten, waren sehr touristisch. Guilin war
keine Ausnahme, in dieser Region war aber das Konzept, Touristen Geld
aus der Tasche zu ziehen, geradezu perfektioniert worden: hier kostet
alles
Eintritt!
Eine der größten
Sehenswürdigkeiten der Stadt ist der „Elephantenfelsen“, ein
Berg mit einem Loch drin, der halb im Li steht. Dieser wird
sorgfältig vor den Augen der Passanten abgeschirmt, nur wer bereit
ist den recht hohen Eintrittspreis in die „Elephant Trunk Hill
Scenic Area“ zu zahlen darf seine Blicke auf dem Felsen, der sicher
ein Wunder der Natur ist, ruhen lassen. Wir waren dazu nicht bereit.
Andere kostenpflichtige Ziele in der Umgebung sind: Parks,
Reisfelder, ganze Dörfer, Wanderwege.
Ansonsten gibt es
nicht viel zu sehen: die Sonnen- und Mondpagoden können zwar von
außen kostenlos bestaunt werden, aber der ewige Nebel und das trübe
Wetter nahmen dem Anblick den Glanz. Guilin war auch nicht unser
eigentliches Ziel gewesen, wir wollten raus in die Berge.
Xingping
Die traumhafte Landschaft um Xingping |
Weder Google Maps
noch Wikipedia kennen Xingping, und doch erfreut es sich einer
Berühmtheit in ganz China. Xingping liegt inmitten der Karstberge am
Li, und eine der Flußbiegungen ist so malerisch, dass sie auf der
Rückseite der 20-Yuan-Note abgebildet ist!
Es gibt einen
Wanderweg von Xingping aus am Fluss entlang, der wirklich grandiose
Anblicke bietet. Der Nebel, der anscheinend immer über den Bergen zu
hängen scheint, macht alles nur unwirklicher, geheimnisvoller. Der
Weg schlängelt sich am Li entlang, auf dem laut knatternde
romantische Bambusflöße in Schwärmen staunende Touristen auf- und
abfahren, aber auf dem Wanderweg kommt man bald aus dem städtischen
Teil heraus und läuft durch Felder und winzige Dörfer, die nur
durch den Fluss und einen Trampelpfad mit den Nachbardörfern
verbunden sind. Es war eine tolle Wanderung!
Shanghai
Der China-Pavillon auf dem Expo-Gelände in Shanghai |
Langsam neigte
sich unsere Zeit in China dem Ende zu, und wir kehrten nach Shanghai
zurück. Shanghai ist eine moderne, pulsierende Metropole, die alles
zu bieten hat was man sich von einer Weltstadt wünschen könnte. Uns
war nicht viel Zeit übriggeblieben – China ist einfach zu groß
für ein 30-Tage-Visum – aber zumindest flanierten wir die
Einkaufsmeile entlang, besuchten den Bund und das Expo-Gelände. Ein
würdiger Abschluss für dieses Land voller Gegensätze!
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