Rio de Janeiro - die schönste Stadt Brasiliens |
Was wurde uns dieses Land im
Vorfeld angepriesen! Bereits in den USA haben wir die ersten Fans des
Samba-Landes angetroffen. In Lateinamerika dann scheint Brasilien
eine Art Kultstatus zu besitzen. Uns wurde den ganzen Tag Fiesta
(also feiern) versprochen und tolle Atmosphäre und Strand und
überhaupt. Selbst der deutsche Weltreisende Kurt Faber schrieb in
seinem Reisebericht Tage und Nächte in Urwald und Sierra von
1926 „Denn ein Schiffsbillett nach
Brasilien – das war so gut wie eine
Eintrittskarte ins Paradies.“
Ernüchterung
Entsprechend hoch waren die
Erwartungen an das Land, was man in Europa hauptsächlich mit
internationalem Fußball und leicht bekleideten
Karnevalsveranstaltungen assoziiert. Um es kurz zu machen: die
Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt. Allerdings ist bei der
Betrachtung des Landes auch ein wenig die Kultur der anderen
Völker zu berücksichtigen. Aber der Reihe nach.
Hässliche Bauten
brasilianische "Baukunst" in São Paulo |
Unser erster Eindruck vom
Land war eindeutig: Brasilien ist hässlich. Das kommt vor allem
daher, dass die Gebäude im gesamten Land – abgesehen von ein paar
Kolonialbauten - zwischen 1960 und 1980 erbaut zu sein scheinen. Zwei
Dekaden in denen auch in Europa die eine oder andere Scheußlichkeit
errichtet wurde. Gerade in São Paulo hatte ich manchmal den Gedanken
„Ein Traum aus Beton.“ Es scheint auch so zu sein, dass wenn die
Bauten erst mal errichtet sind, sich keiner mehr darum kümmert und
daher vieles sehr abgenutzt und ungepflegt aussieht. Eine Mentalität,
die leider auch in Südeuropa des öfteren anzutreffen ist.
Die Landschaft in Brasilien
lässt sich am besten mit dem Wort „hügelig“ beschreiben. So
richtig flach ist es nirgends und so richtig hoch allerdings auch
nicht. Durch die tropische Lage des Landes ist es aber überall sehr
angenehm grün. Allerdings fanden wir die Landschaft nicht
spektakulär. Sie fällt eher in den Bereich „ganz nett“. Eine
Ausnahme bildet Rio de Janeiro mit seiner fantastischen Mischung aus
Strand, Bergen und Regenwald.
Liberales Land
Die Brasilianer sind
vermutlich eines der liberalsten Völker der Welt – und das trotz
weit verbreitetem Katholizismus. Das ist vor allem am Alkoholkonsum
und am Kleidungsstil erkennbar. Geht man von den Mengen an Bier aus,
die in den Supermärkten verkauft werden (und ich meine nicht
Biersorten, sondern riesige Paletten mit Dosenbier, wie es sie nur in
wenigen, besonders großen Getränkemärkten in Deutschland gibt)
müssen die Brasilianer saufen wie die Löcher. Und ehrlich gesagt:
das tun sie auch. Bereits mittags sieht man Leute mit einem Bier in
der Hand durch die Stadt laufen. Und es ist ganz normal. Ob es in dem
Land ein großes Problem mit Alkoholismus gibt, ist uns aber
unbekannt. Betrunkene Menschen haben wir jedenfalls kaum angetroffen.
Dazu kommt, dass die
Brasilianer – vor allem in Rio – gerne sehr leicht bekleidet
umher laufen. Männer sieht man oft mit nacktem Oberkörper in Bars
rum sitzen und die Frauen gehen auch mal nur mit Shorts und Sport-BH
bekleidet einkaufen. Alles kein Problem.
So grün und bunt ist Brasilien |
Und genau hier beginnt
vermutlich die Legende von Brasilien, dem Land wo alle ständig
Parties feiern und immer gut gelaunt sind. Menschen, die
beispielsweise in den USA aufgewachsen sind, einem Land, in dem man
wegen „Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit“ von der Polizei
verhaftet wird, empfinden die brasilianische Lebensart vermutlich als
extrem befreiend und entspannt. Als Mitteleuropäer ist man da
weniger überrascht, denn im Grunde genommen sind die Europäer ja
auch recht entspannt, was die Kleiderordnung und vor allem was den
Alkohol angeht. Ich als Enddreißiger habe es jedenfalls als ziemlich
normal empfunden nicht nach einem Ausweis gefragt zu werden, nur weil
ich ein Bier in einer Bar bestelle. In den USA habe ich mich immer
geärgert, wenn ich den Reisepass im Hotel vergessen hatte und es
deshalb für mich nur Cola gab.
Kein Land für
Feinschmecker
Kulinarisch ist Brasilien
eher uninteressant. Es gibt viele europäische Einflüsse – vor
allem durch Italiener und Portugiesen – aber eine interessante
brasilianische Küche hat sich daraus nicht unbedingt entwickelt. São Paulo ist beispielsweise für seine Pizza berühmt. Die mag auch sehr gut sein da, aber unter "toller Küche" stelle ich mir etwas anderes vor.
Interessant soll die Küche wohl vor allem in Salvador da Bahia sein,
denn da gibt es sehr viele afrikanische Einflüsse. Ansonsten besteht
das Essen immer aus Reis, Pommes, Bohnen und einem Stück Fleisch. Eine
Spezialität ist auch das Fleisch am Spieß zu braten. Aber auch das
kennt man schon von den Türken, Griechen und diversen anderen
Völkern. Vermutlich gibt es in einigen hochpreisigen Restaurants
noch irgendwelche außergewöhnlichen Spezialitäten, aber eigentlich
gehen die Einheimischen auch italienisch, chinesisch oder irgendwas
anderes essen - wie in Deutschland eben auch.
São Paulo
Wer die letzten Berichte
aufmerksam gelesen hat wird einen Bericht zu São Paulo vermissen. Wir
waren zwar in der größten Stadt Brasiliens, die auch gleichzeitig
die größte Agglomeration in Südamerika ist, allerdings hat es fast
ausschließlich geregnet. Und wenn es da regnet, dann schüttet es.
Daher konnten wir dort wenig machen. Was wir von São Paulo gesehen
haben, war allerdings - wie schon weiter oben erwähnt - eher hässlich.
Fazit
Brasilien ist definitiv eine
Reise wert – allen voran Rio de Janeiro. Man sollte allerdings
keine zu unterschiedliche und ausdifferenzierte Kultur erwarten.
Wie immer gibt es natürlich
noch die Highlightgalerie von Brasilien zu bewundern. Viel Spaß!
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