|
Viele Touristen wollen nach Ushuaia |
Die Fahrt von Rio Gallegos
nach Ushuaia dauert offiziell 12,5 Stunden und kann nur tagsüber
durchgeführt werden. Das liegt daran, dass man eine Fähre nehmen
muss, die nachts nicht fährt. Dazu kommt, dass man ein kleines Stück
durch Chile fährt und somit auch die ganzen Ein- und
Ausreiseprozeduren über sich ergehen lassen muss. Was für eine
abenteuerliche Fahrt vor uns liegen würde, konnten wir aber nicht
erahnen.
Phase 1 – Ausreise aus
Argentinien
|
kurzer Stopp im Nichts |
Kurz vor 9 Uhr bestiegen wir
den gut gefüllten Bus nach Ushuaia. Nach längerer Zeit saßen auch
mal wieder eine ganze Menge anderer Touristen im Bus. Pünktlich
setzte sich der Bus in Bewegung und fuhr etwa eine halbe Stunde durch
die uns bereits bekannte und sich kaum verändernde Steppenlandschaft
Patagoniens. Plötzlich und ohne irgendeinen Grund hielt der Bus am
Straßenrand an und die beiden Busfahrer fingen an irgendwas im
Motorraum zu werkeln. Wir hatten keine Ahnung, was genau da
vorgefallen ist, aber nach etwa 20 Minuten ging die Fahrt zunächst
problemlos weiter.
Gegen 12 Uhr erreichten wir
den ersten von insgesamt zwei Grenzübergängen. Wie schon
beschrieben ging die Reise durch ein kleines Stück Chile und somit
stand uns die Ausreise aus Argentinien und die Einreise nach Chile
bevor. Während die argentinischen Behörden ziemlich problemlos
alles abstempeln, was man ihnen vor die Nase hält, ist das bei den
Chilenen ein wenig komplizierter. Zwar gibt es auch nicht viel
Papierkram, aber in Chile scheint man große Angst davor zu haben
irgendwelche Krankheiten ein zu schleppen. In jedem Fall darf man
kein frisches Fleisch, kein Obst und auch sonstige diverse Dinge
nicht mitnehmen. Um sicher zu gehen setzen die Chilenen dazu
Röntgengeräte, wie man sie von Flughäfen zur Taschenkontrolle
kennt, und Spürhunde ein. Alle Passagiere mussten den Bus verlassen
und ihr Gepäck scannen lassen. Währenddessen wurden die Spürhunde
durch den Bus geschickt.
|
Spürhunde im Bus |
Da diese Prozedur sehr
zeitaufwändig ist und viele Leute die Grenze passieren wollen,
verbrachten wir geschlagene zwei Stunden an der Grenze.
Offensichtlich wurde aber kein verdächtiges Gemüse der illegalen
Einwanderung beschuldigt und wir konnten unsere Reise fortsetzen.
Phase 2 – Die Fähre
Nachdem wir die Grenze
hinter uns gelassen hatten ging es durch die gleiche Einöde weiter.
Etwa weitere zwei Stunden sollten vergehen bis wir den nächsten Halt
hatten: die Fähre. Hierbei handelt es sich um einen Fährservice auf
einem sehr schmalen Streifen der Magellanstraße zwischen dem
Festland und der Hauptinsel Feuerlands. Da es nicht sehr viele Fähren
(und keine Brücken) in dem Bereich gibt, ist hier auch immer viel
los. Alle LKWs, PKWs und Busse müssen auf die andere Seite. Da es
zwei Fährschiffe gibt, die auch nur etwa 20 Minuten zur anderen
Seite benötigen, geht es recht schnell und unproblematisch.
Allerdings mussten die Passagiere auch diesmal wieder komplett
aussteigen und den Fußgängerbereich der Fähre betreten.
Wir mussten nur ein paar
Minuten auf die Fähre warten und die Überfahrt war problemlos. Als
wir die andere Seite erreichten hatten wir somit Feuerland erreicht.
Allerdings hatten wir das schlimmste noch vor uns.
Phase 3 – Chilenische
Straßen
|
Fenster mit Frischlufteffekt |
Die Straßen in Chile sind
insgesamt bekannt dafür schlechter zu sein als die in Argentinien.
Zumindest für Feuerland können wir das definitiv bestätigen.
Während die Straßen in Argentinien durchgehend asphaltiert sind,
handelt es sich bei den chilenischen Straßen Feuerlands um
Schotterwege. Dementsprechend müssen die Busse auch langsamer fahren
und man hört ständig wie die kleinen Steine gegen den Bus knallen.
Die Landschaft hatte sich auch immer noch nicht verändert und somit
war es ein etwas dröger Teil der Fahrt. Plötzlich allerdings gab es
einen lauten dumpfen Knall, so als würde jemand mit einem Hammer auf
eine Glasscheibe schlagen, die aber nicht zerbricht. Wir schauten uns
um, aber es war nichts zu sehen. Dann allerdings sah ich, dass die
Glasscheibe auf der gegenüberliegenden Seite tausende kleine Risse
hat. Es handelt sich bei solchen Scheiben ja um Sicherheitsglas, was
nicht einfach zerspringt, sondern besagte Risse ausbildet und
dann in Scherben zerfällt, an denen man sich nicht schneiden kann.
Zu diesem Zeitpunkt hielt die Scheibe noch. Es sollte aber nur
etwa fünf Minuten dauern bis aufgrund des Wackelns die Scheibe
langsam anfing zu bröckeln. Der Bus stoppte und mit Hilfe der
Gardinen wurde das Fenster notdürftig geschlossen - fixiert mit
Klebeband und einem Tacker.
Jedem dürfte klar sein,
dass diese Konstruktion nicht lange gehalten hat. Nach 15 Minuten
musste der Bus abermals stoppen, um das Fenster wieder irgendwie
zu verschließen. Zusätzlich gab es ein neues Problem: Da das
Fenster ja nun nicht wirklich geschlossen war, kam jede Menge Staub
von der Schotterstraße durch das Fenster, was natürlich für die
Passagiere wenig angenehm war. Gelöst werden konnte das derzeit nur
durch umsetzen auf einen anderen Sitzplatz.
Phase 4 – Die Grenze
nach Argentinien
|
Reparatur mit vereinten Kräften |
Die ungemütliche Fahrt ging
weiter und nach weiteren zwei Stunden erreichten wir dann erneut
einen Grenzübergang. Wir reisten aus Chile aus und nach Argentinien
ein. Direkt hinter dem Grenzübergang stoppte der Bus auf einem
Parkplatz und es begann eine etwa zweistündige Reparatur des
Fensters. Es wurde ein Holzbrett in der Größe des Fensters
organisiert und mit mit Balken und Stangen von innen und außen
befestigt. Zum Glück gab es einen kleinen Kiosk, der genügend
Kaffee, Schokolade und Empanadas vorrätig hatte, um das Schauspiel
gebührend genießen zu können.
Nebenbei sei erwähnt, dass
wir durch die kurze Reise von ca. 5 Stunden durch Chile an der Grenze
erneut 90 Tage Aufenthalt in Argentinien erhalten haben. So als wären
wir gerade erst frisch ins Land gekommen. Natürlich wurden unsere
Pässe auch ordentlich mit Stempeln versehen – kurios.
Phase 5 – Die Ankunft
|
Gut verklebt ist halb gewonnen! |
Man kann sagen was man will,
aber die Konstruktion der Busfahrer war sehr gut und hielt bis zum
Schluss super. Es musste auch niemand frieren oder an einem sehr
zugigen Fenster sitzen. Nachteil des ganzen war allerdings, dass der
Bus mal eben vier Stunden Verspätung hatte. Da er ohnehin erst um
21.30 Uhr ankommen sollte, standen wir plötzlich um 1.15 Uhr nachts
in Ushuaia. Das Problem war, dass wir eingeladen wurden privat zu
übernachten. Allerdings hatten wir keinerlei Chance unserem
Gastgeber mitzuteilen, dass wir irgendwann in der Nacht ankommen
würden. Die Argentinier sind zwar Verspätungen gewohnt und in der
Regel auch lange wach, aber um kurz vor zwei Uhr nachts an einer fremden
Tür klopfen wollten wir dann lieber nicht. Mit zwei anderen Leuten
entschieden wir uns in ein Hostel zu gehen. Da Ushuaia eine
Touristenhochburg ist, war leider erst im dritten Hostel Platz für
uns.
Am nächsten Tag konnten wir
dann sehr schnell sehen, dass alle Mühen sich gelohnt hatten.
Aber davon soll beim nächsten mal berichtet werden.
Eine sehr kuriose Fahrt und sicher eine der erlebnisreichten was man so lesen konnte. Viel Spaß und genießt die schöne Zeit fernab der Heimat.
AntwortenLöschen