Montag, 21. Januar 2013

Brasilien – Das Fazit


Rio de Janeiro - die schönste Stadt Brasiliens
Was wurde uns dieses Land im Vorfeld angepriesen! Bereits in den USA haben wir die ersten Fans des Samba-Landes angetroffen. In Lateinamerika dann scheint Brasilien eine Art Kultstatus zu besitzen. Uns wurde den ganzen Tag Fiesta (also feiern) versprochen und tolle Atmosphäre und Strand und überhaupt. Selbst der deutsche Weltreisende Kurt Faber schrieb in seinem Reisebericht Tage und Nächte in Urwald und Sierra von 1926 Denn ein Schiffsbillett nach Brasilien das war so gut wie eine Eintrittskarte ins Paradies.“


Ernüchterung

Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das Land, was man in Europa hauptsächlich mit internationalem Fußball und leicht bekleideten Karnevalsveranstaltungen assoziiert. Um es kurz zu machen: die Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt. Allerdings ist bei der Betrachtung des Landes auch ein wenig die Kultur der anderen Völker zu berücksichtigen. Aber der Reihe nach.

Hässliche Bauten

brasilianische "Baukunst" in São Paulo
Unser erster Eindruck vom Land war eindeutig: Brasilien ist hässlich. Das kommt vor allem daher, dass die Gebäude im gesamten Land – abgesehen von ein paar Kolonialbauten - zwischen 1960 und 1980 erbaut zu sein scheinen. Zwei Dekaden in denen auch in Europa die eine oder andere Scheußlichkeit errichtet wurde. Gerade in São Paulo hatte ich manchmal den Gedanken „Ein Traum aus Beton.“ Es scheint auch so zu sein, dass wenn die Bauten erst mal errichtet sind, sich keiner mehr darum kümmert und daher vieles sehr abgenutzt und ungepflegt aussieht. Eine Mentalität, die leider auch in Südeuropa des öfteren anzutreffen ist.
Die Landschaft in Brasilien lässt sich am besten mit dem Wort „hügelig“ beschreiben. So richtig flach ist es nirgends und so richtig hoch allerdings auch nicht. Durch die tropische Lage des Landes ist es aber überall sehr angenehm grün. Allerdings fanden wir die Landschaft nicht spektakulär. Sie fällt eher in den Bereich „ganz nett“. Eine Ausnahme bildet Rio de Janeiro mit seiner fantastischen Mischung aus Strand, Bergen und Regenwald.

Liberales Land

Die Brasilianer sind vermutlich eines der liberalsten Völker der Welt – und das trotz weit verbreitetem Katholizismus. Das ist vor allem am Alkoholkonsum und am Kleidungsstil erkennbar. Geht man von den Mengen an Bier aus, die in den Supermärkten verkauft werden (und ich meine nicht Biersorten, sondern riesige Paletten mit Dosenbier, wie es sie nur in wenigen, besonders großen Getränkemärkten in Deutschland gibt) müssen die Brasilianer saufen wie die Löcher. Und ehrlich gesagt: das tun sie auch. Bereits mittags sieht man Leute mit einem Bier in der Hand durch die Stadt laufen. Und es ist ganz normal. Ob es in dem Land ein großes Problem mit Alkoholismus gibt, ist uns aber unbekannt. Betrunkene Menschen haben wir jedenfalls kaum angetroffen.
Dazu kommt, dass die Brasilianer – vor allem in Rio – gerne sehr leicht bekleidet umher laufen. Männer sieht man oft mit nacktem Oberkörper in Bars rum sitzen und die Frauen gehen auch mal nur mit Shorts und Sport-BH bekleidet einkaufen. Alles kein Problem.

So grün und bunt ist Brasilien
Und genau hier beginnt vermutlich die Legende von Brasilien, dem Land wo alle ständig Parties feiern und immer gut gelaunt sind. Menschen, die beispielsweise in den USA aufgewachsen sind, einem Land, in dem man wegen „Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit“ von der Polizei verhaftet wird, empfinden die brasilianische Lebensart vermutlich als extrem befreiend und entspannt. Als Mitteleuropäer ist man da weniger überrascht, denn im Grunde genommen sind die Europäer ja auch recht entspannt, was die Kleiderordnung und vor allem was den Alkohol angeht. Ich als Enddreißiger habe es jedenfalls als ziemlich normal empfunden nicht nach einem Ausweis gefragt zu werden, nur weil ich ein Bier in einer Bar bestelle. In den USA habe ich mich immer geärgert, wenn ich den Reisepass im Hotel vergessen hatte und es deshalb für mich nur Cola gab.

Kein Land für Feinschmecker

Kulinarisch ist Brasilien eher uninteressant. Es gibt viele europäische Einflüsse – vor allem durch Italiener und Portugiesen – aber eine interessante brasilianische Küche hat sich daraus nicht unbedingt entwickelt. São Paulo ist beispielsweise für seine Pizza berühmt. Die mag auch sehr gut sein da, aber unter "toller Küche" stelle ich mir etwas anderes vor.
Interessant soll die Küche wohl vor allem in Salvador da Bahia sein, denn da gibt es sehr viele afrikanische Einflüsse. Ansonsten besteht das Essen immer aus Reis, Pommes, Bohnen und einem Stück Fleisch. Eine Spezialität ist auch das Fleisch am Spieß zu braten. Aber auch das kennt man schon von den Türken, Griechen und diversen anderen Völkern. Vermutlich gibt es in einigen hochpreisigen Restaurants noch irgendwelche außergewöhnlichen Spezialitäten, aber eigentlich gehen die Einheimischen auch italienisch, chinesisch oder irgendwas anderes essen - wie in Deutschland eben auch.

São Paulo

Wer die letzten Berichte aufmerksam gelesen hat wird einen Bericht zu São Paulo vermissen. Wir waren zwar in der größten Stadt Brasiliens, die auch gleichzeitig die größte Agglomeration in Südamerika ist, allerdings hat es fast ausschließlich geregnet. Und wenn es da regnet, dann schüttet es. Daher konnten wir dort wenig machen. Was wir von São Paulo gesehen haben, war allerdings - wie schon weiter oben erwähnt - eher hässlich.

Fazit

Brasilien ist definitiv eine Reise wert – allen voran Rio de Janeiro. Man sollte allerdings keine zu unterschiedliche und ausdifferenzierte Kultur erwarten.

Wie immer gibt es natürlich noch die Highlightgalerie von Brasilien zu bewundern. Viel Spaß!


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