Freitag, 16. November 2012

Chicago


"kleinere" Flutschäden in New York
In einer wahren Nacht-und-Nebel-Aktion sind wir aus dem durch den Sturm Sandy schwer gebeutelten New York nach Chicago gefahren. Es war nicht ganz so einfach die Stadt zu verlassen, denn der gesamte Busbetrieb ist für eine Weile eingestellt worden. Die Züge fuhren ebenfalls nicht mehr, da alle Bahnstationen in New York unterirdisch sind und aufgrund der Flut, die Sandy mitgebracht hatte, voller Wasser gelaufen sind.
Bei der größten nordamerikanischen Busgesellschaft Greyhound sind die Computer ausgefallen und die gesamten Tickets mussten „von Hand“ ausgestellt werden. Das muss man sich einmal bildlich vorstellen: Da steht man im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ in der vielleicht coolsten und hippsten Stadt der Welt und die größte Busgesellschaft der USA muss die Verbindungen und Zeiten in großen Fahrtenbüchern nachschlagen und füllt kleine vorgedruckte Zettel von Hand aus. Es fühlte sich ein bisschen wie Mittelalter an.
"vollelektronische" Bustickets
Nachdem wir aufgrund des Chaos - wie viele andere auch – die Nacht in der sehr komfortablen Busstation verbracht hatten, traten wir unsere 18stündige Busfahrt nach Chicago an, mit umsteigen in Cleveland. Die Busse waren sehr bequem und hatten sogar funktionierendes WLAN an Board – kostenlos! Außerdem konnte man seine Elektrogeräte aufladen. Da es in New York ja zu großen Teilen keinen Strom gab – purer Luxus!

Oak Park

Nachdem wir in Chicago angekommen waren und die erste Nacht in einem kleinen Hostel verbrachten, in dem wir eigentlich nichts anderes gemacht hatten als Schlaf nach zu holen, hatten wir das große Glück bei einem sehr netten Menschen unter zu kommen, der in Forest Park, einem Vorort von Chicago, wohnt. Er hatte die U-Bahn mehr oder weniger vor der Haustür und wir konnten somit leicht jeden Tag in die Innenstadt fahren. Eine super Sache.
Haus im Prärie-Stil
Unser Gastgeber Tom hatte auch jede Menge tolle Tipps für uns. Er hat regelmäßig Gäste über CouchSurfing und war bestens ausgestattet mit Karten und Informationen. Gleich am ersten Tag führte er uns durch den Nachbarort Oak Park, in dem ein paar sehr interessante Häuser stehen. Oak Park ist bekannt für den Architekten Frank Lloyd Wright, der dort Ende des 19. Jahrhunderts den sogenannten „Prärie-Stil“ kreierte. Einige seiner Häuser stehen in Oak Park. Seine Architektur ist gekennzeichnet durch gerade, symmetrische Linien und oft wurde das Haus nicht nur von außen, sondern auch von innen von Frank Lloyd Wright entworfen. Besonders interessant finde ich die Idee, den Eingang eines Hauses nicht – wie sonst üblich – klar sichtbar in der Mitte des Gebäudes zu platzieren, sondern etwas versteckt an der Seite. Dazu kommt, dass der Weg dorthin (zB durch den Vorgarten) nie direkt sondern immer außen herum oder verschlungen ist. Damit soll erreicht werden, dass der Besucher das Haus nicht einfach betritt sondern die Architektur und Schönheit sozusagen „entdeckt“.
Außerdem gibt es noch das Geburtshaus von Ernest Hemingway und als besonders bemerkenswertes Gebäude den „Unity Temple“ der Unity Church in Oak Park.

Eine tolle Stadt

Chicago im Herbst
Tja, was soll man lange drum herum reden: Chicago ist toll. Es gibt viele tolle Museen – vor allem das weltberühmte Art Institute of Chicago (das wir auch besucht haben) – Jazz, Blues, Swing usw. wurden hier erfunden oder weiter entwickelt und das Chicago Symphony Orchestra gehört zu den besten der Welt. Chicago ist definitiv eine Kulturstadt.
Sie gilt außerdem als die Geburtsstadt der Wolkenkratzer. Die vielen Hochhäuser aus den verschiedensten Architekturepochen zeugen von einem positiven Wettbewerb unter den Architekten. Hier werden die Häuser nicht einfach lieblos hin geklatscht. Nein. Jeder versucht ein besonders tolles und außergewöhnliches Gebäude zu errichten. Das führt dazu, dass viele der Gebäude absolut einmalig sind. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus, wenn man die vielen tollen Gebäude sieht. Als Krönung liegt Chicago dann ja auch noch an einem der größten Seen dieser Erde – dem Lake Michigan. Gigantisch wie ein Ozean erstrecken sich die endlosen Süßwasserfluten über den Horizont. Es ist kaum zu glauben, dass es sich hierbei um einen See und eben nicht um ein Meer handelt.

Wir können nur jedem empfehlen sich Chicago mal aus der Nähe anzuschauen. Es lohnt sich definitiv. Für die Art-Gallerie mit Bildern von so unbedeutenden Künstlern wie Monet, Chagall, Picasso oder Dalí sollte man einen ganzen Tag einplanen.

Da wir nach langer Zeit mal wieder Zug fahren wollten, haben wir uns ein Ticket von Chicago nach Washington D.C. gekauft. Die Züge in den USA sind bequem, aber langsam. Fast 24 Stunden dauerte die Fahrt in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Aber allemal besser als 19 Stunden Bus fahren.

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