Mittwoch, 9. Januar 2013

Brasilia – Die ungeliebte Hauptstadt

Die Kathedrale von Brasilia
Bis 1960 war Rio de Janeiro die Hauptstadt des fünftgrößten Staates der Erde. Dann war die neue Hauptstadt Brasilia soweit fertig gestellt, dass der Umzug der Regierung und der Ministerien beginnen konnte. Die Idee eine neutrale Hauptstadt im Innern des Landes zu errichten und somit die Infrastruktur im wenig besiedelten Inland zu verbessern entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1987 ist die Kernstadt aufgrund ihrer Bedeutung für die Architekturgeschichte ein UNESCO-Weltkulturerbe. Grund genug für uns, sich diese außergewöhnliche Innenstadt einmal etwas näher anzuschauen.

Verrückte Architektur

Der brasilianische Stararchitekt Oscar Niemeyer war federführend für den Bau der zum Teil wirklich spektakulären Gebäude in der Innenstadt von Brasilia. Die wichtigsten sind sogar direkt von ihm entworfen worden.
Beeindruckt haben uns vor allem die tollen Kirchen, die Niemeyer hat errichten lassen. Wir waren richtig froh mal nicht klotzige Kolonialbauten zu sehen. Allerdings sind die Bauten in Brasilia fast ausschließlich aus Beton errichtet, was aus heutiger Sicht auch nicht unbedingt ein Schönheitsideal darstellt. Damit ihr euch einen Eindruck machen könnt, was da für tolle Gebäude rum stehen, hier ein paar Leckerbissen:

Die Nationalbibliothek

Das Nationalmuseum

Kirche Santuário Dom Bosco von außen

und von innen

Kein Flair

Leider haben die Architekten vergessen das Flair der Stadt mit einzuplanen. Die ganze Innenstadt ist irgendwie tot. Sie ist ausschließlich darauf ausgelegt, dass man mit dem Auto überall hinfahren kann. Zu Fuß ist es eine Qual die riesige Monumentalachse entlang zu laufen, an der die ganzen legendären Gebäude stehen. Es gibt auch nirgends Cafés oder Restaurants, wie das in Europa vermutlich der Fall wäre. Es gibt zwar Fußgängerwege, diese sind aber schlecht gepflegt und manche sind sogar nur Trampelpfade.

Pflege ist ohnehin ein Stichwort. Irgendwie hat man das Gefühl, dass in Brasilien irgendwann mal Häuser gebaut wurden, die danach ihrem Schicksal überlassen worden sind. Überall blättert die Farbe an den Fassaden oder es gibt schwarze Streifen an den Stellen, wo der Regen abfließt. Es scheint auch nur zwei Bauepochen in Brasilien gegeben zu haben: die Kolonialzeit und die 60er/70er Jahre. Alle eindrucksvollen Bauten sind entweder aus der Kolonialzeit oder Betonklötze der 60er und 70er Jahre.

Reines Architekturprojekt

Brasilia scheint ein gigantisches Architekturprojekt zu sein, an dem viele Architekten zeigen konnten, was alles möglich ist. Vermutlich wird es aber noch etwa 100 Jahre dauern bis auch so etwas wie Lebensqualität in die Stadt einzieht. Vielleicht hilft die Fußball WM 2014 ja der Stadt ein wenig Leben ein zu hauchen. Das Stadion wird jedenfalls fleißig ausgebaut. Aber das Finale wird in Rio de Janeiro statt finden. Vielleicht ein Zeichen dafür, welche Stadt von den Brasilianern am meisten gemocht wird.

Das Estádio Nacional de Brasília im Neubau

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