Eigentlich hätte alles sehr einfach sein können. Der Direktflug von Buenos Aires nach Frankfurt war lange im Voraus gebucht und Plätze in der Bahn von Frankfurt nach Berlin waren auch reserviert. Da wir aufgrund einer seltsamen Sparpreispolitik der Bahn ein Bahnticket in der 1. Klasse hatten, hätten wir es uns sogar in der Bahnlounge richtig gemütlich machen und jede Menge Kaffee trinken können. Aber es sollte alles dann doch ein wenig anders kommen.
13 Stunden dauerte der Flug
nach Frankfurt. Es war der insgesamt längste Flug auf unserer
Weltreise. Die lustige Airshow zeigt ja immer an, wie lange es noch
dauert und wo man sich gerade befindet. Wir hatten noch etwa 7
Minuten bis zur Landung und wir wären absolut pünktlich gewesen.
Aber das Flugzeug fing an Warteschleifen zu fliegen. Nach etwa einer
halben Stunde meldete sich der Kapitän mit der Information, dass es
in Frankfurt Probleme wegen des Wetters geben würde. Sollten wir in
den nächsten 30 Minuten nicht landen können, würden wir umgeleitet
werden, denn wir hätten nur noch für 30 Minuten Sprit. Der
Ausweichflughafen wäre dann Köln. Köln ist für uns ein sehr
angenehmer Flughafen, denn Claudias Eltern wohnen nicht weit weg und
wenn wir es nicht mehr bis Berlin geschafft hätten, wären wir eben
zuerst dort hin gefahren.
Phase 1 – Der Bus zum
Flughafen
Der große internationale
Flughafen Ezeiza von Buenos Aires liegt etwas außerhalb. Leider
fährt kein Zug dort hin und für gewöhnlich nehmen die Leute Taxis.
Da wir aber erst gegen 17.30 Uhr abheben sollten, und wir eh um 10.30
Uhr aus unserem Hostel auschecken mussten, haben wir uns dazu
entschlossen einen sehr langsamen aber dafür preiswerten Linienbus
zu nehmen. Unserer Recherche nach gibt es zwei Buslinien zum Ezeiza:
die Linie 8 und die Linie 51. Da Linie 51 bei uns um die Ecke fuhr,
versuchten wir es zunächst dort.
30 Minuten standen wir an
der Haltestelle, aber es kam kein Bus. Einmal fuhr ein 51er Bus in
der Gegenrichtung ohne Fahrgäste an uns vorbei. „Alles kein
Problem!“ dachten wir uns und sind dann in die nahe gelegene U-Bahn
gestiegen und zur nicht allzu weit entfernten Station gefahren, an
der der 8er Bus fuhr. Da kam gefühlt jede Minute ein Bus.
Als wir im Bus standen und zahlen wollten sagte der Busfahrer, dass er nur Münzen akzeptiert. Ziemlich dämlich in einem Land, wo man fast alles mit Papiergeld bezahlt. Wir hatten natürlich nur Papiergeld, konnten zum Glück aber an einem kleinen Kiosk wechseln.
Als wir im Bus standen und zahlen wollten sagte der Busfahrer, dass er nur Münzen akzeptiert. Ziemlich dämlich in einem Land, wo man fast alles mit Papiergeld bezahlt. Wir hatten natürlich nur Papiergeld, konnten zum Glück aber an einem kleinen Kiosk wechseln.
Als wir in den nächsten Bus
einstiegen sagte man uns, dass dieser Bus aber nicht zum Flughafen
fahren würde – obwohl es der 8er Bus war. Es gibt nämlich
verschiedene „Unterlinien“ des 8er Busses. In der Innenstadt von
Buenos Aires fahren die Busse alle die gleiche Strecke und in den
Vorstädten dann teilt es sich auf. Lustigerweise steht aber auf
jedem Bus „Aeropuerto“ (also Flughafen) drauf und selbst die
Einheimischen, die uns helfen wollten, waren überrascht, dass manche
Busse da gar nicht hin fahren. Irgendwann kam dann aber der richtige
Bus und nahm uns auch mit, da wir ja Münzen hatten.
Die Fahrt zum Flughafen
dauerte dann fast zwei Stunden! Uns war es egal, denn Zeit hatten wir
genug und die Fahrt war extrem billig: 5,50 Pesos pro Person. Das
sind etwa 90 Eurocent. Ein Taxi hätte zwischen 150 und 200 Pesos
(ca. 25 – 30 Euro) gekostet. Der Check-in war dann problemlos und
gegen 17.30 Uhr sind wir dann pünktlich los geflogen.
Phase 2 - Frankfurt?
Köln? München?
Luftschleifen und Umleitung nach München |
Nach etwa 10 Minuten meldete
sich der Kapitän und verkündete, dass wir nach München umgeleitet
werden. Ausgerechnet München! Irgendwo in NRW wäre super, Hamburg
wäre ok, auch Hannover, aber München war für uns weit weg von
allem. Ich habe allerdings einen alten Freund in München, der uns
sicherlich aufgenommen hätte, wenn es hart auf hart gekommen wäre.
Trotzdem: München war doof.
Phase 3 – Wie? Wo? Wann?
Und überhaupt?
Kaum gelandet wurde
verkündet, dass alle Leute sitzen bleiben sollten, denn der Flieger
würde weiter fliegen nach Frankfurt. Man müsse aber zunächst
tanken. Da gerade im Flieger nach Frankfurt viele Leute saßen, die
Anschlussflüge hatten, gab es auch Leute, die ohnehin nach München
mussten. Diese durften dann die Maschine verlassen. Alle anderen
bleiben drin. Und warteten. Nach etwa 1,5 Stunden meldete sich der
Kapitän und sagte, dass man in Frankfurt immer noch am Räumen war
und es noch etwa 20 Minuten dauern würde, bis wir los könnten. Nur
etwa eine Minute später kam die Nachricht: Frankfurt bleibt
geschlossen – alle aussteigen.
Es wurde also eine Abholung
mit Bussen organisiert und wir konnten den Flughafen betreten. Man
sagte uns, dass wir unser Gepäck holen sollten und dann zum
Lufthansa-Schalter gehen müssen, um ein Bahnticket zu erhalten.
Wir stellten fest, dass am
Flughafen München ein ordentliches Chaos herrschte, denn es wurden
diverse Flüge umgeleitet. Eine Stunde warteten wir auf unser Gepäck
an diesen typischen Rollbändern. Wir hatten schon Angst, dass das
Gepäck vielleicht noch in Argentinien wäre oder gerade nach Asien
verschifft wurde, aber nach einer Stunde hatten wir es in der Hand.
Als nächstes stellten wir
uns an die schier endlose Schlange am Lufthansa-Schalter für
umgeleitete Flüge an. Nach einer Weile waren wir dran und erklärten
der wirklich sehr netten und engagierten Mitarbeiterin der Lufthansa
unser Problem: Wir wollten nach Berlin und unser Ticket von Frankfurt
ist verfallen, da wir Zugbindung hatten. Sie holte sich kurz das OK
von einer höheren Stelle und fing an uns ein Ticket nach Berlin
auszufüllen. Plötzlich fragte sie: „Das ist doch aber kein
Lufthansa-Ticket. Wo haben Sie das denn gekauft?“ Ich erklärte
ihr, dass dies ein Round-the-World-Ticket der Star Alliance ist und
wir das über eine Reiseagentur gekauft haben. Diese wiederum hat es
wahrscheinlich bei Air New Zealand gekauft. Die Mitarbeiterin
verschwand irgendwo und kam nach etwa 5 Minuten wieder mit der
Information, dass sie uns das Ticket bezahlen. Die Lufthansa hat uns
also ein Ticket „geschenkt“, was sie nie und nimmer hätten
bezahlen müssen. Wir waren heilfroh und glücklich. Wir bekamen
einen gelben Zettel mit allen Informationen drauf und die
Mitarbeiterin sagte, dass wir mit dem Zettel direkt in die Bahn
springen können.
Phase 4 – Die Bahn
Da man vom Flughafen München
noch etwa 45 Minuten mit der S-Bahn fahren muss, um zum Hauptbahnhof
zu kommen, mussten wir uns beeilen. Es war immerhin schon fast vier
Uhr und der letzte ICE nach Berlin würde gegen 18 Uhr fahren und
mitten in der Nacht ankommen.
Wir hatten uns einen ICE um
17.16 Uhr ausgesucht, der dann regulär gegen 23.30 Uhr ankommen
würde. Gegen 17 Uhr erreichten wir den Hauptbahnhof und kauften erst
mal was zu essen. Wir hatten nämlich gegen 9 Uhr Frühstück und
danach nichts mehr gegessen. Kurz vor Abfahrt saßen wir dann
gemütlich im ICE und freuten uns Berlin doch noch zu erreichen.
Irgendwann kam die erste Fahrscheinkontrolle und ich legte diesen
gelben Wisch vor. Die Bahnmitarbeiter waren sehr erstaunt und
meinten, dass das kein Bahnticket wäre, sondern nur ein Voucher und
wir hätten den einlösen müssen. Wir haben erklärt, dass wir
eigentlich ein 1. Klasse Bahnticket aus Frankfurt hätten aber nach
München umgeleitet wurden etc. Die Bahnmitarbeiter waren wirklich
sehr nett und sagten, dass das alles kein Problem sei und wir
natürlich sitzen bleiben könnten. Es entstand auch eine lustige
Diskussion über Langstreckenflüge und wer schon einmal irgendwo
gestrandet war.
Der Zug hatte letztlich etwa
30 Minuten Verspätung un so kamen wir gegen Mitternacht in
Berlin-Gesundbrunnen an, wo uns mein Vater dankenswerter weise
abgeholt hat, denn wir mussten noch bis nach Heiligensee – ganz im
Norden von Berlin, wo mein Schwester ein kleines Häuschen mit einem
Gästezimmer hat. Erschöpft aber glücklich sind wir nach insgesamt
fast 33 Stunden Anreise ins Bett gefallen.
Mein besonderer Dank gilt an
dieser Stelle den Mitarbeitern der Lufhansa und der Deutschen Bahn,
die eben nicht knallhart nach den Regeln sondern für die Fahrgäste
gehandelt haben. Sie haben eine Entscheidung aufgrund einer
bestimmten Situation getroffen und genau so sollte es auch sein. Ich
hoffe, dass beide Unternehmen auch in Zukunft auf so positive Weise
von sich reden machen. Vielen Dank!
Ein Hoch auf die Lufthansa! :)
AntwortenLöschenXD Oh weia, das nenne ich mal eine Odysee!
AntwortenLöschenZum Glück hat alles noch geklappt und alle waren freundlich. Nach unserem Rückflug von Buenos Aires hätte ich wohl einfach angefangen zu weinen, wenn ich irgendwo anders gelandet wäre. ;-)
Liebe Grüße
Christina
Willkommen zurück :)
AntwortenLöschen...und abschließend noch ein Artikel bei Spiegel vom Häkelschwein...
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/netzphaenomen-haekelschwein-ich-glaube-mein-schwein-fusselt-a-888966.html